Bier on the Job

Wenn das eigene Kind von Arbeitsbedingungen erzählt, die den Job des Vaters wie die Arbeit auf einem Galeerenschiff erscheinen lässt, dann stimmt etwas nicht im Generationenvertrag. Doch damit nicht genug, jetzt bekommt der Nachwuchs auch noch einen prall gefüllten Kühlschrank voller Freibier auf den Flur der Internetbude gestellt. Zeit mit Rotwein zu kontern.

Nicht nur die Großen der Branche wie Google, Facebook oder Amazon sind bekannt dafür sich viel einfallen zu lassen um ihre Mitarbeiter bei Laune zu halten. Es spricht sich auch in anderen Branchen, bei kleinen wie großen Firmen herum, dass sich das lohnt. Tischtennisplatten, Kickertische, Massagen gehören ebenso zum Repertoire wie kostenloses Essen und alkoholfreie Erfrischungsgetränke. Allerdings gehen wenige Firmen soweit und bieten ihren Mitarbeiter Alkohol an.  Doch auch diese Grenze wird jetzt durchbrochen.

Das Feierabendbier auf kosten der Firma, im Kreise der Kollegen, hält Einzug in die Unternehmenswelt. Und zwar nichts als versteckte Flasche hinter dem Leitzordner, sondern offiziell auf Wunsch und mit Teilnahme der Chefetage. Das ist neu, aber keineswegs uneigennützig aus Sicht der Unternehmen.

So ergab eine Untersuchung der schottischen Uni Stirling mit tausenden Beteiligter, das Mitarbeiter die moderat im Kollegenkreis ein Bier tranken, im Schnitt mehr verdienten als ihre abstinenten Kollegen. Die Wissenschaftler machten dafür die Geselligkeit verantwortlich, die zu mehr Vertrauen und Zusammenhalt führte. Was wiederum dem Einzelnen bei Beförderungen nützte.

Erstaunt hat mich wie weit die Engländer dem Rest des Universums schon voraus sind. Dort ist es schon seit geraumer Zeit völlig unstrittig, wie unser Sohn berichtete, dass gemeinsam geleerte Biere, die Teamentwicklung wie nichts sonst fördert. Doch damit nicht genug, die Engländer sehen in allen immer noch Verbesserungspotenzial, geht die Belegschaft geschlossen in den nächsten Pub um die Teamentwicklung auf die Spitze zu treiben. Das kann ich nicht anders nennen, als bedingungslosen Einsatz fürs Ganze. Keine halben Sachen.

Ich hab unserem Sohn meine Bewerbungsmappe für ein Praktikum mit gegeben. Und einen Verbesserungsvorschlag auch gleich dran geheftet. Weg mit dem Fotokopierraum, rein mit einer Kühlanlage und Regalen mit einigen Roten aus dem Burgund. Man muss ja den Engländern nicht sagen, dass es Franzosen sind die da hinter der Tür lungern.