Intelligenz wohnt nicht immer im Gesicht

Dumm aus der Wäsche gucken kann jeder, aber so aussehen als hätten wir Einsteins intellektuelle Höhe das können nur wir, die Dithmarscher, die wahren Meister des so tun als ob. Wie das geht? Wir tragen Brillen und haben einen zweiten Vornamen.

Ein paar Dinge im Leben können wir uns nicht aussuchen. Eltern gehören dazu, die Gegend in die wir geboren werden auch, und ja, als wäre das nicht schon schlimm genug, natürlich unser Gesicht. Die Eltern können wir irgendwann, falls sie sich als famoser Fehlgriff erwiesen haben, ebenso verlassen wie die Gegend in die wir hinein geboren wurden. Doch mit dem Gesicht ist das nicht so ohne weiteres möglich. Das klebt am Haaransatz wie Kaugummi unter der Schuhsole. Wo wir auch hingehen, es ist schon da. Morgens, besonders an Montagen, springt es uns manchmal mit der Grausamkeit eines Walter White aus dem Badezimmerspiegel entgegen. Sesshaft wie es nun einmal ist, lässt es sich auch nicht verscheuchen wenn wir ihm entgegen schreien: „Hau ab, dich kenne ich nicht, wasch dich gefälligst selbst.“ Doch wenn es so richtig dick kommt, das Schicksal es wirklich unglaublich gut mit uns meint dann steht in diesem Gesicht auch noch geschrieben, wie auf einem Kinoplakat das alle Welt sehen kann: „Während die Intelligenz verteilt wurde, war ich gerade außer Haus. Sorry Leute.“ Das ist bestimmt hart für den Einzelnen, aber letztlich noch nicht das Ende der Welt. Denn für alles gibt es schließlich Lösungen.

Für die unter uns, und alle Dithmarscher zählen dazu, die mit überdurchschnittlicher Intelligenz von der Natur ausgestattet wurden, denen man es jedoch im Gesicht nicht sofort ansieht, für die haben Wissenschaftler wie Sean Talamas und Teresa Amabile ein paar Hilfen auf Lager. Zunächst läßt sich festhalten, wenn wir es so richtig auf die Spitze treiben wollen, uns die Dummheit geradezu aus dem Gesicht springen soll wie eine Antilope auf der Flucht, dann sollten wir uns müde, willfährig, unsicher, halbnackt, blind und mit nur einem Vornamen unserer Umgebung präsentieren. Der uns darauf hin attestierte Intelligenzquotient wird erst greifbar, wenn wir uns mit der Schaufel bis kurz vor den Erdmittelpunkt gegraben haben.

Wenn wir also so intelligent wirken wollen wie wir wirklich sind, dann sollten wir uns unserer Umgebung ausgeschlafen präsentieren,  so das Ergebnis einer Studie von Sean Talamas. Menschen die erschöpft aussehen werden als weniger intelligent wahrgenommen.  Hilfreich ist es auch klare Kante zu zeigen und öfter einmal Nein zu sagen. Auch das wird mit größerer Intelligenz gleich gesetzt. Wer zudem noch von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt und sein Aussehen ein bißchen aufpoliert hat schon fast gewonnen.

Als Sahnehäubchen sozusagen, um dem Leben als Dummbeutel endgültig  zu entkommen, gilt ein zweiter Vorname. James.T. Ellroy zum Beispiel. Das T. wirkt irgendwie gut, zumindest so gut, dass andere uns für schlau halten. Empfehlenswert ist hier, dass nicht alle den gleichen Namen benutzen, so schön sich auch James T. Ellroy anhört. Besonders Frauen sollten darauf verzichten. Wirft einfach zu viele Fragen auf. Besser ist es den eigenen Vornamen mit einem zweiten aufzupimpen. Kommt gut und geht schnell. Vielleicht den Anfangsbuchstaben des Wohnortes. Gabriel H. (Hannover) Gebbhard. Aber ich schweife ab.

Nun zur Brille. Auch sie wird immer noch mit mehr Intelligenz gleichgesetzt. Das gilt allerdings nur bis etwa 1,5 Dioptrien. Alles was nach Labor, Präzisionslupe oder Schweißerbrille aussieht hat auf den sichtbaren IQ eine Wirkung wie starke Sonneneinstrahlung  auf Gletschereis.

Ich für meinen Teil gehe schon seit Jahren nicht ohne Brille aus dem Haus. Seit die Gegenstände in meiner Umgebung es vorgezogen haben eine unscharfe bis gar nicht mehr vorhandene Kontur anzunehmen. Die Zahl meiner Kopfplatzwunden ist seitdem einstellig. Brille macht schlau, sag ich doch.

Gezeichnet Rolf B. Schröder