Was tun, wenn zwei nicht mehr zusammen passen? Scheidung ist wohl die häufigste Variante im Privaten. Zuvor vielleicht noch eine Paar- oder Eheberatung und wenn auch das nicht hilft, Anwalt. Okay, vielfach erprobt, wenig erquicklich und doch am Ende die sinnvollste Lösung. Gilt das auch im beruflichen Kontext? Oder gelten dort andere Regeln?
Stellen Sie sich einmal vor, da sind zwei Beschäftigte die* jede auf ihre Art gut arbeiten. Will heißen, wenig Fehler, gute Leistungen, verlässlich, freundlich und seit Jahren im Unternehmen. Es wäre alles gut, wenn bloß diese ständigen Reibereien zwischen diesen beiden nicht wären. Und nun stellen Sie sich weiter vor, Sie haben den ganzen Marathon von Gesprächen, Vereinbarungen, erneuten Gesprächen, Coaching, Moderation und erneuten Vereinbarungen hinter sich. Was ist das Ergebnis? Immer noch bestehen zwischen beiden diese gegenseitigen Anschuldigen, Vorwürfe und Schuldzuweisungen. Ihnen hängt das Ganze bis weit über den besagten Hals hinaus. Es nervt und zudem stört es die Anderen in der Abteilung.
Was würden Sie also tun? Eine von beiden versetzen wäre wohl die geeignetste Maßnahme, werden Sie vielleicht denken. Doch welche? Beide sind gut, beide werden gebraucht und eine Versetzung geschehe immer gegen den Willen der Betroffenen. Freiwillig will keine die Abteilung verlassen. „Soll doch die andere gehen.“ Sie können als Entscheiderin natürlich abwarten und Tee trinken. Doch die Gefahr, dass Ihnen die Kiste um die Ohren fliegt, will heißen, dass Ihnen die übrigen Beschäftigten übelnehmen, dass Sie „nichts machen“ ist groß.
Vielleicht ist es hilfreich, dass Sie sich vorab die Realität der Situation vor Augen führen. Beide Beschäftigte eskalieren einen Konflikt, ohne ihn zu lösen. Sie zwingen Sie in die Rolle der Scheidungsanwältin, genauer der Scheidungsrichterin. Zuvor haben Sie es schon als Moderatorin, Coach und Paartherapeutin versucht. Ohne Erfolg, wie wir gesehen haben. Von Ihnen wird zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nichts anderes erwartet, als „Recht“ zu sprechen. Natürlich zuungunsten der gegnerischen Seite. Okay, nehmen wir an, Sie kommen dieser Aufforderung nach. Was könnten Sie tun?
Für beide Beschäftigte hätte die Aufrechterhaltung des Konfliktes einen Preis, der darin besteht, dass keine Seite gewinnt. Stattdessen verlieren beide. Beide werden binnen einem Monat versetzt da sie es nicht schaffen den Konflikt so zu gestalten, dass er keine Auswirkungen auf das Klima der Abteilung hat.
Ich bin mir sicher, dass Sie viele Einwände, berechtigte selbstverständlich, haben. Wohin mit beiden? Betriebsrat? Keine freien Stellen. Wer macht dann die Arbeit in der Abteilung usw.? Natürlich haben Sie recht damit, dass es nicht einfach ist und eine Lösung in oben beschriebener Form hart ist. Doch ähnelt das „Laufenlassen“ eines solchen Konfliktes und das immer wieder versuchen die Sache mit Reden zu lösen, dem Häuten eines Aales. Dazu wird der Aal, solange in eine Tonne mit Salz geworfen, bis er sich häutet und stirbt. Und das ist weitaus grausamer.
*Wir verwenden aus Gründen der besseren Lesbarkeit durchgängig die weibliche Form.