Recht auf Homeoffice.

Vor kurzem war Homeoffice der Fasan der Arbeitswelt. Eher selten anzutreffen, dafür aber bunt und niedlich. Dann kam Covid und aus dem Fasan wurde eine schnöde weiße Henne, die zu Hunderttausenden die Wohnungen der Republik bevölkert. Jetzt soll ihr ein Denkmal gesetzt werden. Unser Arbeitsminister möchte Homeoffice zu einem einklagbaren Recht für alle machen.

Was hat er sich bloß dabei gedacht? Naheliegend wäre, unser Arbeitsminister möchte sich schlicht und einfach beliebt machen. Okay, das ist menschlich und geht in Ordnung. Weniger in Ordnung ist die damit verbundene Unkenntnis der digitalen Welt.

Home office vs remote work

Homeoffice ist nur eine Möglichkeit unter vielen. Von einem Büro (in der Firma) in ein anderes Büro (Zuhause) zu wechseln, kann sinnvoll sein, muss es aber nicht. Mitunter ist ein Workspace, ein Cafe, die Gartenlaube oder der Strand auf Bali die bessere Alternative. Entscheidend ist nicht wo wir arbeiten, sondern welche Umgebung die beste ist, um die Arbeit zu erledigen. Wer also Homeoffice sagt, sollte das noch einmal überlegen und gleich das ortsunabhängige Arbeiten (remote work) fordern. Alles andere ist zu kurz gesprungen.

Es darf bezweifelt werden, dass unser Arbeitsminister das in diesem Sinne so meint und im Gesetz die Aussage sehen möchte: „Jede*r hat das Recht zu arbeiten, wo es ihr oder ihm gefällt.“ Mit Verlaub, für so fortschrittlich werden ihn nur die wenigsten von uns halten.

Recht einklagen

Können wir zukünftig vor Gericht ziehen und Homeoffice einklagen? Wenn es ein Recht ist schon, in der Praxis wahrscheinlich eher nicht. In dem Gesetz werden sich vermutlich Formulierungen finden, die darauf hinweisen, dass nur dort, wo es möglich ist und keine betrieblichen Hinderungsgründe dem entgegenstehen, ein Recht auf Homeoffice besteht. Und wer bestimmt das? Chefs? Genug Umwucht also im Alltag (einige machen es, andere nicht) und ausreichend Gelegenheit für Zank und Streit.

Die Idee, remote work einen größeren Raum als derzeit zu verschaffen, ist richtig und notwendig. Die dazu notwendigen Voraussetzungen (Infrastruktur, schnelles Internet etc.) müssen jedoch erst geschaffen bzw. verbessert werden. Hier ist Politik gefordert und sollte tätig werden. Die Ausgestaltung des wie, wann und wo sollte den Mitarbeiter*innen und Unternehmen überlassen bleiben. Sie wissen am besten, was möglich, sinnvoll und notwendig ist. Ein Gesetz braucht es dafür nicht. Es könnte sich nämlich schnell als kostspieliges und hemmendes Unterfangen herausstellen, das Arbeitsgerichte beschäftigt und Anwälte reich machen wird.

Von Rolf Schröder

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