Brucherfahrung

Manchmal ist der direkteste auch der beste Weg zum Ziel. Das dachten sich auch interessierte Kreise und schlugen kurzerhand die Seitenscheibe meines Autos ein. Das fand ich schon ungewöhnlich. Das mir jedoch die Polizei eine Waschmaschine anbot, war jedoch außergewöhnlich.

Helmut Kohl unser altverdienter Bundeskanzler erkannte seine Schweine ja bekanntlich am Gang. Ich kenne meinen Wagen an der Alarmanlage. Selbst mitten in der Nacht, wenn ich dem Mann der mich im Badezimmerspiegel ansieht erkläre, dass ich ihn zwar nicht kenne, jedoch aus Großherzigkeit bereit bin ihm die Zähne zu putzen, selbst dann erkenne ich noch die Alarmanlage meines Autos.

Also renne ich im Schweinsgalopp auf die Strasse, lässig die Zahnbürste im Mundwinkel wie anno dazumal Kojak seinen Lolli und stehe einen Augenblick später vor meinem Auto. Die vordere Seitenscheibe, war fachmännisch, in kleinste Teile zerlegt auf dem Beifahrersitz verteilt. Die Alarmanlage trötete munter vor sich hin. Illuminiert wurde das ganze durch Scheinwerfer und Warnblinkanlage. Nur Musik fehlte. Vielleicht könnte die Autoindustrie bei Aufbrüchen standardmäßig Ludwig van Beethoven Ode an die Freude zu Gehör bringen. Und statt eines Verbandkasten könnte eine Flasche Pommery drin sein.

Begrüßt wurde ich am darauf folgenden Morgen, während ich auf den Parkplatz unserer hiesigen Polizeiwache fuhr, mit der Bemerkung eines rauchenden Beamten: „Na, fehlt was?“ Meine Erwiderung, wegen Gewichtsersparnis werden jetzt Müllbeutel statt Scheiben in die Türen geklebt beantwortete er mit  einem verständnisvollen „Ja, die bei Mini Cooper, die haben`s drauf.“ Soll mir keiner sagen, Beamte wären humorlos.

Nachdem wir alle Formalitäten erledigt hatten, legte er mir die Strafanzeige zur Unterschrift vor. Ohne noch einmal den Inhalt zu überprüfen, setzte ich meinen Namen drunter. Der ob der frühen Morgenstunde erstaunlich muntere Polizist nahm das Blatt mit der Bemerkung entgegen: „Damit sind Sie Besitzer einer Waschmaschine.“ Ich gebe es ja zu, meine Schlagfertigkeit war jetzt ein wenig ramponiert und leichter Frust mischte sich unter meinen Tonfall. „Wenn ich jetzt schon der Polizei nicht mehr trauen kann, wem dann?“ Er schickte noch eine kurze Erklärung, von wegen Zahlendreher etc. hinterher, ließ es ansonsten aber dabei bewenden.

Ich nahm das Dokument, bedankte mich und stand auf. Der Wachtmeister lächelte mich an und sagte: „Wenn Ihnen die Waschmaschine nicht gefällt, rufen Sie einfach an, ich nehm`sie.“ Unsere Innenbehörde in Bremen hat endlich einmal was richtig gemacht. Beamte auf ein Seminar zur Deeskalation zu schicken, tolle Idee. Mir hat`gefallen.

Von Rolf Schröder

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