Karoshi. Wenn Arbeit tötet.

Muss das sein, dass wir eines Tages einfach tot umfallen, weil wir zu viel gearbeitet haben? Nein natürlich nicht, doch es kommt immer wieder vor. In Japan gibt es dafür einen Begriff, Karoshi. Es ist ein plötzlicher, berufsbezogener Tod, meist verursacht durch Herzinfarkt oder Schlaganfall. In Japan ist das ein großes Problem und hat mit dem gesellschaftlichen Selbstverständnis zu tun. Wer anerkannt sein will arbeitet diszipliniert, macht Überstunden, so viel wie eben nötig sind. Die Freizeit mit Kollegen wird ebenfalls für die Arbeit genutzt.

Japan ist weit weg, doch sind es deren Probleme auch? Ja und nein. So arbeiten in Japan 22% aller Berufstätigen mehr als 50 Stunden die Woche. In Deutschland sind das nur 5%. Während in Japan der gesellschaftliche Druck nach Anpassung ausschlaggebend ist, ist es in Deutschland die Angst vor dem Verlust der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wer bei uns keine Arbeit hat, hat es schwer. Zwar droht keine körperliche Gefahr, für die Befriedigung der Grundbedürfnisse reichen die Unterstützungszahlungen aus. Schwerer wiegt die mangelnde Anerkennung als Mensch ohne Arbeit. Für den Erhalt des Arbeitsplatzes wird daher so manche Überstunde geschoben und die eine oder andere Kröte geschluckt.

Vielleicht ist Karoshi ein japanisches Phänomen, das Arbeit auch bei uns krank machen kann und indirekt für Todesfälle verantwortlich ist, aber nicht. Wer lange genug einer Arbeit nachgeht, die als zutiefst unbefriedigend erlebt wird, kann fast sicher sein, die eine oder andere Krankheit auszubilden. Ist es das wert. Nein, natürlich nicht. Doch der Ratschlag, sich in einem solchen Fall einen anderen Job zu suchen, ist schnell gemacht, aber nicht so einfach umzusetzten. Mangelnde Jobs, nicht passende Qualifikationen, eingeschränkte Mobilität und manchmal auch Bequemlichkeit. Gründe zu bleiben gibt es ebenso viele, wie zu gehen.

Wäre es nicht besser wenn wir denen die es wollen ein bedingungsloses Grundeinkommen zukommen lassen. Sie könnten ihren unbefriedigenden Job aufgeben und sich dem zuwenden was ihnen liegt. Dauerhaft oder zeitlich begrenzt. Natürlich werden damit neue Fragen aufgeworfen und ob die gesellschaftliche Akzeptanz für Menschen mit Grundeinkommen hoch ist, scheint fraglich. Doch eines kann es leisten. Menschen müssen nicht in Jobs verharren,. die sie möglicherweise krank machen. Das ist schon eine ganze Menge.