Schönheitswettbewerbe

Zum TOP Arbeitgeber gekürt zu werden ist den Unternehmen viele Euros wert. Offenbar lohnt sich das Investment, sonst würden sie doch die Finger davon lassen. Denn sinnvoll ist das Ganze nicht mehr. Außer für die Unternehmen, die die Zertifizierungen vergeben.

Sie heißen Top Job, Top Employer, Great place to place to work oder Berufundfamilie. Selbst der TÜV Rheinland ist auf dem Feld der Zertifizierungen unterwegs. Und damit dick im Geschäft. So muss etwa ein Mittelständisches Unternehmen mit 250 Mitarbeitern bei Berufundfamilie 40.000 € für das Verfahren auf den Tisch des Hauses legen so schreibt die FAZaS. Ob das viel, gar zu viel ist lässt sich am besten an der Zahl der neuen Mitarbeiter messen, die sich durch eine solche Zertifizierung anlocken lassen. Doch leider existieren diese Zahlen nicht. Ist so nicht messbar. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle als das sich ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Zertifikat und besserer Bewerberlage herstellen ließe, argumentieren Zertifizierungsfreunde.

Okay, nicht alles was gut ist muss zwangsläufig messbare Resultate erzeugen. Messbar ist aber der zunehmende Auftragseingang bei den Zertifizierungsunternehmen. Mir erscheint es nicht abwegig davon auszugehen, dass dies ein Indiz dafür ist, dass immer mehr Unternehmen eine solche Zertifizierung anstreben um nicht aus dem Rahmen zu fallen. Das Motto lautet: „Was der Wettbewerb hat, müssen wir auch haben.“ Koste es was es wolle. Und solange es nicht schadet… Doch das es nicht schadet halte ich keinesfalls für ausgemacht.

Jeder weiß das Werbung keine neutrale Information ist, sondern einzig dem Zweck dient das Beworbene in positives Licht zu stellen. Zertifizierungen sind nichts anderes als Werbung. Und Werbung hat keinen guten Ruf. Man weiß, vieles wird verschwiegen, manches wandert ins Kleingedruckte, anderes wird gar nicht erwähnt. Das ist der Grund weshalb Werbung in der Form „Wir behauten, sie glauben“ heutzutage nicht mehr funktioniert. Genau genommen bewirkt sie das Gegenteil. Die Verbraucher glauben einfach nicht mehr was dort gesagt, geschrieben oder gezeigt wird. Außer es kommt aus verlässlicher Quelle. Und das sind Familie, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen einfach solche denen man über den Weg traut. Deren Einschätzung als vertrauenswürdig eingestuft wird. Zertifierungsunternehmen gehören nicht dazu. Da sie vom Unternehmen bezahlt werden, gelten sie als Voreingenommen. Auch wenn das vielleicht nicht ganz richtig ist, gilt dennoch in den Augen vieler der Satz: „Wes Brot ich ess, desssen Lied ich sing“. Und damit ist die Nummer tot.

So gut die Idee einmal war, so tot ist sie heute. In Zeiten von Social Media, Arbeitgeberwertungsportalen usw. zählt nicht was „gekaufte“ Titel oder Werbung suggerieren wollen, sondern was andere, vertrauensvolle Menschen zum künftigen Arbeitgeber zu sagen haben. Wäre es da nicht eine viel bessere Idee das Geld zu sparen und die Mitarbeiter aufzufordern über ihr Unternehmen ehrlich und offen zu berichten? Und mitzuteilen, dass man nichts zu verbergen hat und sich keine besseren Botschafter vorstellen kann als die eigenen Mitarbeiter. Aber dazu gehört eben auch, vor kritischer Berichterstattung durch die eigenen Leute nicht davon zu laufen. Denn auch das ist Teil der Berufswelt. Nicht alles ist Gold, was glänzt. In keinem Unternehmen. Und das ist das eigentlich spannende für viele Bewerber. Offenheit und Transparenz. Dafür braucht es kein Siegel.