Meetings sind keine Zeitfresser

Es gibt Dinge die tauchen in schöner Regelmäßigkeit so sicher wie das Amen in der Kirche auf. Dazu gehören neben den wiederkehrenden Sonnenaufgängen auch zeitraubende Besprechungen. Gerade hat die Hans-Böckler-Stiftung das Elend wieder einmal untersucht. Ich weiß gar nicht warum das Thema immer wieder auftaucht. Meetings erfüllen, so wie sie sind, genau den Zweck für den sie da sind.

Shakespeare könnte mit seinem Hamlet auch mal schneller zu Potte kommen. Das ganze Drama um um den Dänischen Königshof mit Claudius, Hamlet und Gertrude zieht sich volle drei Stunden hin. Das schafft man auch in 45 Minuten. Komprimieren auf das Wesentliche, die Kernpunkte bestimmen, kurze Wortbeiträge und fertig ist der Lack. Da bleibt am Ende der Vorstellung noch genügend Zeit um mit dem Hund die gesamte Stadt zu umrunden. Hat außer den Leuten von McKinsey, die kurze und knackige Dinge nun mal lieben, bisher niemand gefordert.

Meetings sind Theateraufführungen und dienen nicht der Informationsvermittlung sondern dem Miteinander. Hier bekommt jeder der sich berufen fühlt eine Bühne geboten, samt Publikum. Kann sich präsentieren und anhand der Reaktion den eigenen Marktwert bestimmen. Hier wird über Aufstieg und Fall einzelner Akteure ebenso entschieden wie über wie über Wohl und Wehe ganzer Lebensläufe. In Meetings wird Stärke gewogen, Hartnäckigkeit erprobt und Schwäche manchmal gewürdigt und nicht selten bestraft. Meetings sind großes Theater. Wer sie auf Effizienz prügeln will beraubt sie ihres größten Nutzen, der Fähigkeit sozial integrierend zu wirken. Wer es dennoch versucht wird genau aus diesem Grunde scheitern. Menschen wollen keine effizienten Meetings, sondern gäbe s sie bereits, Menschen wollen diese Form der Zusammenkunft weil sie sie als sozialen Ort benötigen.

Wer schnell, komprimiert und gezielt Informationen austauschen will, sollte keine Meetings mit etlichen Leuten abhalten, sondern höchstens zwei bis drei Personen an einen Tisch bringen. Da entfällt großes Theater. Schlicht auch deshalb weil das Publikum fehlt. Wer Meetings in großer Runde abhält sollte sich daher entspannt zurück lehnen und sie als das betrachten was sie sind, soziale Veranstaltungen deren Wert auf völlig anderem Gebiet als dem der Effizienz liegt.